Der internationale Tag der Arbeiter_innen

Der internationale Tag der Arbeiter_innen

Lasst uns den Versuch wagen, den 1.Mai in den Tag zu verwandeln, an dem die sozialistische Organisation der Arbeiterklasse anbricht.
Jede/r kritisch-revolutionäre Arbeiterin nimmt besonders den 1.Mai zum Anlass, über die jüngste Entwicklung der kapitalistischen Verhältnisse zu reflektieren, die bisherige und die zukünftige Perspektive des Kampfes zu hinterfragen und die neuen Überlegungen aufzustellen.
Geht man von Marx‘ Aussage aus, wo er schreibt: „ Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus.“, dann scheint das Leben der Arbeiter_innen in den Händen der herrschenden Klasse zu liegen. Das Interesse dieser Klasse liegt also nicht nur in der permanenten Erneuerung der Produktionsmittel und der Arbeitsorganisation, sondern auch in der Produktion der Krise und des Chaos. Chaos, Krisen und Katastrophen sind für die herrschenden Klassen oft profitable Gelegenheiten. Krisen und Katastrophen bilden das Wesen des Kapitalismus. Sie stellen nicht nur ein grundlegendes Moment des Erneuerungsdrangs und der Profitmaximierung dar. Besonders in der gegenwärtigen Welt scheinen sie zu einer notwendigen Voraussetzung für die Sicherung der Kapitalakkumulation geworden zu sein, somit zu einem immanenten Bestandteil und Grundprinzip für die Reproduktion des kapitalistischen Systems.
Das Ausmaß an Armut und sozialer Ungleichheit, an Diskriminierung und Umweltkatastrophen als Folgen einer fast dauerhaften Wirtschaftskrise hat eine Dimension erreicht, die wahrscheinlich seit dem Anbruch der Moderne einmalig ist. Einer der Gründe ist die zunehmende Herrschaft des Finanzkapitals über fast alle Bereiche der Ökonomie. Ohne das Finanzkapital für das einzig böse, hingegen das Produktionskapital für gutes, anständiges Kapital zu halten oder eines von dem anderen strukturell zu trennen, ist dennoch hervorzuheben, dass sich der Wiederspruch zwischen Arbeit und Kapital seit der zunehmenden Hegemonie des Finanzkapitals nochmal verschärft und somit das gesamte gesellschaftliche wie individuelle Leben der Menschen in Mitleidenschaft gezogen hat. Es gibt nicht nur eine Krise, sondern mehrere Krisen, nicht nur einen Konflikt, sondern mehrere Konflikte; seien es Umweltverschmutzung und Bürgerkriege, seien es Rassismus und geschlechtsspezifische Diskriminierung, seien es Regionalismus und ethnischer Nationalismus usw. Diese vielfältigen Konfliktebenen machen ebenso vielfältige Forderungen und Kämpfe notwendig, deren Akteure allerdings nicht nur die klassischen Lohnarbeiter_innen sind.
Dieser Umstand stellt für die Arbeiterklasse weltweit eine neue Herausforderung dar, besonders weil die Arbeiterklasse sich im gegenwärtigen Zeitalter des Neoliberalismus und Postfordismus längst in eine weltweit fragmentierte Klasse transformiert hat. Die technisch-organisatorische Zusammensetzung des Kapitals u.a. durch die Einführung der digitalen Produktionsmittel, durch Ausgründungen und eine neue Arbeitsteilung, durch eine zunehmen Enteignung der freien Zeit der Lohnabhängigen und die Einschränkung ihrer Rechte usw. haben diese Entwicklung eingeleitet und beschleunigt. Das Kapital scheint sehr bestrebt zu sein, ohne lebendige Arbeit auszukommen bzw. deren entscheidende Stellung im Produktionsprozess des Reichtums ganz überflüssig zu machen. Durch die Fragmentierung der Arbeiterklasse und durch die Schaffung unterschiedlicher Arbeits- und Lohnverhältnisse in ein und demselben Betrieb oder der gleichen Branche haben die Kapitalisten eine gemeinsame Erfahrungs- und Organisationsmöglichkeit für die Lohnabhängigen schwierig bis unmöglich gemacht – das ist nichts anderes als eine sanfte, „zivilisierte“ Niederschlagung der bösen Arbeiter_innenkämpfe. Ob sich aber das Kapital ohne die sog. lebendige Arbeit ganz allein und autark reproduzieren kann und ob somit die arbeitende Masse nicht mehr die Produktivkräfte bildet bzw. sich von der Produktion verabschiedet, das sind bedeutende Frage unserer Zeit. Sie sind daher grundliegend wichtig auch für die Strategie eines zukünftigen Kommunismus.
Es bedarf keiner detaillierten Ausführung über die fordistische Produktionsweise in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und schließlich deren Überführung in eine neoliberale, postfordistische Phase. Selbstverständlich war diese Entwicklung immer durch die Kämpfe der arbeitenden Menschen begleitet und mitbestimmt. In vielen Bereichen der Ökonomie hat sich eine sog. flache Hierarchie etabliert. Auch Dank der Hegemonie des Finanzkapitals breitet sich in der Produktion wie in der Arbeitsorganisation die Illusion der „Selbstdirektion und Selbstbestimmung“ aus. Es scheint die Ideologie des Selbst-Chef-Seins-zu-sein, das das gegenwärtige Betriebssystem des Kapitals massiv bestimmt.
Die dezentrale Steuerung des Kapitals, die zunehmende Fragmentierung der Lohnabhängigen, folglich die unterschiedlichen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse machen die Organisation und die Mobilisierung der Arbeiter_innen schwer, unter anderem weil unter diesen Bedingungen eine totale Enteignung der Lohnarbeiter_innen bzw. der Lohnabhängigen stattfindet. Die Maschinerie des Kapitals kontrolliert und unterjocht die Menschen stärker als zu vor. Es ist ein Indikator für die Intensivierung der Warenverhältnisse. Die abstrakte wie die reale Abhängigkeit, von der Marx sprach, hat durch die Durchsetzung der Digitalisierung der Arbeitsverhältnisse und unseres Alltags eine neue Form angenommen. Sie wird immer abstrakter, immer unsichtbarer. In manchen Branchen ist tatsächlich eine zentrale Organisation der Arbeiter_innen nicht mehr möglich. Dennoch sollte der Versuch, eine gemeinsame Erfahrung auf Grund des gemeinsamen Interesses zu machen, nicht aufgegeben werden.
Wie ist eine Arbeiter_innenorganisation unter den erwähnten Bedingungen möglich – ohne Zentrale, ohne Kader, ohne eine senkrechte Parteienhierarchie? Vielleicht ohne zu wissen, nur aus der alltäglichen Notwendigkeit sind aber die Arbeiter_innen längst damit beschäftigt und konfrontiert. Aufgrund der Diversität und Heterogenität von Lebensweisen, von Arbeits- und Produktionsfeldern u.a. sind die Kämpfe eben vielfältig, und sie finden an verschiedenen Orten statt, allerdings ist es ein schwieriges Unterfangen, diese Kämpfe dauerhaft miteinander zu verbinden. Aufgeben ist dennoch keine Lösung. Gerade in dieser schwierigen Zeit besteht die Aufgabe aller revolutionären Kräfte darin, Räume für gemeinsame Erfahrungen und für Meinungsaustausch zu schaffen. Die kleinen wie großen Initiativen und Versuche, wo immer sie sich befinden, zusammenzubringen, nicht um eine Partei mit Zentrale aufzubauen, sondern eine Bewegung mit unterschiedlichen, selbstbestimmten Organisationsformen. Die kommunistische Idee ist nicht eine abstrakte Idee, sondern eine im und durch den Kampf sich entfaltende Idee. Nur in der Praxis kann das Bewusstsein zu sich selbst kommen, zu einem bewussten Sein werden. Die Krise des Kapitals bietet den arbeitenden Menschen zugleich ein Feld der gemeinsamen Erfahrung.
Daher wollen wir die Arbeiter_innen mit einer internationalistischen Perspektive aufrufen: Lasst uns Hand in Hand, Schulter an Schulter und mit einer Stimme gegen diese Welt der Ausbeutung aufstehen. Wenn uns dies gelingt, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Möglichkeit einer kommunistischen Idee langsam von der Utopie zur Wirklichkeit wird. Es geht schließlich um die Freiheit, Emanzipation und die Aufhebung aller menschenverachtenden und menschenerniedrigenden Verhältnisse.

• Aufhebung der Klassenverhältnisse und die Emanzipation der Menschen sind nur Resultat einer fortlebenden, sozialistischen Bewegung.
• Lasst uns die internationale Solidarität der Arbeiter_innen ausbauen und intensivieren.
• Lasst uns der aufrechten Kämpfe der Arbeiter_innenbewegung gedenken
• Arbeiter_innen aller Länder vereinigt Euch!

Komitee der Arbeiter-Sozialistischen Aktivist_innen
01.Mai.2018

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